Zu Besuch in der
Restaurierwerkstätte.
Zu Besuch in der
Restaurier-werkstätte.
Nach Weihnachten ist vor dem nächsten Advent – umso intensiver wird daher gleich nach Jahresbeginn weitergearbeitet.
2021 – die Restaurierung geht weiter
Im Wiener Atelier von Ilse Prenner und Elisabeth Scheel warten noch knapp 20 Figuren auf ihre Restaurierung, allen voran die Heiligen Drei Könige und ihr tierisches Gefolge wie Kamele, Elefanten und Pferde. Sie alle werden zuerst behutsam gereinigt, bevor Fehlstellen ergänzt, Malschichten gefestigt und schließlich Farbfassungen neu aufgebracht werden. Die stark beschädigten „Accessoires“ der Tiere wie Zaumzeug, Sattel, Lederbänder, Textilien, Körbe, Teppich, usw. müssen in Zusammenarbeit mit einer Textilrestauratorin zum Teil neugefertigt werden. Eine besondere Aufgabe – schon allein aufgrund seiner beeindruckenden Dimensionen – ist die Restaurierung des großen Strahlenkranzes, der über der Geburtsgrotte schwebt. Er ist der wahrscheinlich glanzvollste und phantasiereichste Teil der Krippe im Dom und beeindruckt nicht nur durch seine Größe, sondern auch die detailreichen Darstellungen von 42 musizierenden und jubilierenden Engeln.
Neben den restlichen Figuren und dem Wiederaufbau von Landschaft und Krippenarchitektur stellt die Restaurierung der drei großen Hintergrundgemälde eine große Herausforderung dar. Sie zeigen die Stadt Bethlehem und ihre umgebende Landschaft um 1900 und weisen aufgrund des oftmaligen Auf- und Abbaus der Krippe in den ersten Jahren starke Beschädigungen auf. Die Restaurierung dieser Bilder wird im Arsenal des Bundesdenkmalamtes von Michael Vigl und seinem Team mit großer Sorgfalt und durchgeführt.
Winter 2020
Immer spannender gestaltet sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit – besonders auch jene mit dem Ars Electronica Futurelab, das sich dem Thema auf ganz andere Art und Weise nähert. Die ersten Figuren werden zurückgebracht, um nun in der Krypta des Mariendoms in neuem Glanz zu erstrahlen. Es herrscht mitunter ein reges Treiben im Untergeschoß: Holz- und Metallrestauratorinnen sind hier ebenso anzufinden wie Fotograf, Kameramann und Beleuchter. 30 Figuren sind bis Weihnachten 2020 fertiggestellt. Sie dürfen nun wieder ihren Platz in der Krypta einnehmen und wollen auch optimal ausgeleuchtet werden.
Herbst 2020
Wir werfen einen Blick in die Restaurierwerkstätte: Hier wird gerade der Engel mit der Dornenkrone behutsam und sorgfältig gereinigt. Die starken Verschmutzungen werden mit Hilfe eines wässrigen, zarten Lösungsmittels und eines Gels gereinigt. Das Gel basiert auf Agar Agar, einem pflanzlichen Geliermittel, das aus der Küche bekannt ist. Trägt man dieses Mittel auf, trocknet es, bildet eine Hautschicht und kann dann zusammen mit der Verschmutzung abgezogen werden. Nach der Reinigung wird stets zuerst konserviert, das bedeutet: die vorhandene Substand wird erhalten. Erst danach wird ergänzt und restauriert.
Es gilt, Malschichten und die Vergoldung zu festigen, dann werden fehlende Stellen mittels Kreidegrund (eine Masse aus Kreide und tierischem Lehm) gekittet. Die Flügelspitzen des Engels sind abgebrochen, sie werden nun neu verleimt. Nach einer Grundierung folgt die farbliche Fassung: in mehreren Lasuren werden Aquarellfarben aufgetragen und (wenn das auch im Original so ist) zum Schluss noch mit einer Lasur mit Öl gearbeitet. Die Figuren der Krippe im Dom, sind – wo immer vergoldet – mit echtem Gold geschmückt. Gegenüber anderen Methoden hat dies den Vorteil, dass dieses Gold nicht nachdunkelt.
Viel Geduld, Liebe zum Detail, Genauigkeit und eine große Portion Erfahrung ist hier vonnöten: Die Restaurierung an diesem Engel nahm rund 40 Arbeitsstunden, zum Teil zu zweit, in Anspruch.
Sommer 2020
Die Figuren der Krippe im Dom treten ihre Reise zur Restaurierung nach Wien an. Dies stellt eine große logistische Herausforderung dar. Ein auf Kunsttransporte spezialisiertes Unternehmen – HS Art Service – das mit Museen, Galerien und Kunstsammlungen weltweit zusammenarbeitet, führt diese hochsensible Aufgabe durch. Behutsam wird Figur für Figur gut gepolstert verpackt und transportiert.
Frühling 2020
Die Restauratorinnen Ilse Prenner und Elisabeth Scheel analysieren im Zuge ihrer Befundung den Ist-Zustand der über 60 Figuren der Krippe im Dom. Das Team rund Petra Gröger begutachtet die Landschaften und Korkaufbauten. Sämtliche Schäden werden von den Expertinnen, die allesamt die Akademie der Bildenden Künste Wien absolvierten, fotografiert und dokumentiert und in einem Ergebnisbericht festgehalten.